Helmut Quast im Gespräch: „Viele aktive Sportler sind in Vermögensfragen unerfahren... und nicht selten auch wenig interessiert“

private banking magazin: Immer wieder ist zu hören, dass Profisportler trotz hoher Einnahmen während ihrer Karriere später in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Worin sehen Sie die Hauptursachen für diese Entwicklung?
Helmut Quast: Die Hauptursachen liegen häufig in einem unprofessionellen Management des Vermögens und zu hohen Ausgaben während der aktiven Zeit. Viele Sportler sind in ihrer aktiven Zeit relativ jung, in Vermögensfragen unerfahren und zum Teil auch wenig interessiert. Das begünstigt schlechte Entscheidungen. Wenn dann das Umfeld noch entsprechend fordernd ist - das schließt die Familie häufig mit ein -, fließen auch noch in diese Richtung Gelder ab.
Hinzu kommt immer wieder, dass das Karriereende früher kommt, als es der Sportler erwartet hat. Etwa wegen einer Verletzung. Oder weil ein Vertrag zur Überraschung des Spielers nicht mehr verlängert wird und sich kein neuer Verein findet. Dann fließen die hohen Vergütungen der Sportvereine nicht mehr und die Werbeverträge laufen nach und nach aus.
Viele Sportler erzielen innerhalb kurzer Zeit hohe Einkommen. Eine frühzeitige und professionelle Finanzplanung scheint dabei essenziell zu sein. Wie begleiten Sie Spitzensportler konkret in dieser Phase?
Quast: Wir verwenden die Instrumente, die wir auch für alle übrigen Mandanten bei HQ Trust anwenden. Die Zahlungsströme samt Steuerbelastung und die Ausgaben lassen sich relativ einfach simulieren. Daraus lässt sich eine Vermögensentwicklung ableiten. Diese ist dann die Grundlage für eine Investitionsplanung, welche wir für die aktive Laufbahn gemeinsam mit dem Sportler abstimmen und in der Folge umsetzen. In Abhängigkeit von Vertragslaufzeiten wird diese Planung später regelmäßig an geänderte Rahmendaten angepasst. Dazu gehören beispielsweise Steueränderungen, Änderungen der familiären Verhältnisse oder der Wegzug ins Ausland.
Gibt es Bundesligavereine, die ihren Spielern in finanziellen Fragen besonders gut zur Seite stehen oder sogar strukturierte Unterstützung anbieten?
Quast: Nein, solche Vereine sind uns nicht bekannt.
Können Sie Beispiele für Sportler nennen, denen der Übergang in die Zeit nach der aktiven Karriere besonders gut gelungen ist? Was hat Ihrer Erfahrung nach in diesen Fällen den Unterschied gemacht?
Quast: Bei uns in der Kundschaft gehört Mario Götze sicherlich dazu. Er hat frühzeitig die Herausforderungen der relativ kurzen aktiven Laufbahn erkannt und sein Vermögen entsprechend ausgerichtet. Hinzu kommt, dass Mario Götze ein klares Bild davon hat, was er nach seiner aktiven Laufbahn als Profisportler machen möchte und gezielt darauf hinarbeitet.
Wie groß ist das Marktsegment der Spitzensportler für Sie, und ab welchem Vermögensvolumen übernehmen Sie eine Betreuung?
Quast: Das Segment ist eher klein, wächst aber. Bei Spitzensportlern sind, gerade bei Karrierebeginn, die Volumina geringer als bei einem Unternehmensverkäufer, der auf einen Schlag oft zwei- oder dreistellige Millionenbeträge auf seinem Konto hat.
In Abhängigkeit vom laufenden Einkommen übernehmen wir solche Mandate dennoch gerne, da sich so klassische Fehler vermeiden lassen. Und der Sportler kann schneller zu einem Vermögenserfolg geführt werden, als wenn wir warten, bis bestimmte Größenordnungen erreicht werden. Dennoch ist es bei einem Sportler nicht anders als bei anderen Kundinnen und Kunden auch: Je größer das Vermögen, desto höher ist auch der Hebel, den wir durch unsere Tätigkeit und unsere Beratung ansetzen können – und damit auch der Vermögenserfolg.
Über den Interviewten:
Helmut Quast ist Managing Partner bei HQ Trust und Leiter der Niederlassungen in Düsseldorf und Berlin.
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